Elektrokabel auf dem Dachboden bei Blitzschutz - Abstände

Diskutiere Elektrokabel auf dem Dachboden bei Blitzschutz - Abstände im Blitzschutz, Erdung, Potentialausgleich Forum im Bereich ELEKTROINSTALLATION; Habe auf der Südseite eine aufgeständerte PV-Anlage mit geerdetem Metallgestell. Durch diese ragt der Schornstein der Gastherme (Verschattung...

  1. #1 Blitzmerker, 08.11.2020
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    Habe auf der Südseite eine aufgeständerte PV-Anlage mit geerdetem Metallgestell. Durch diese ragt der Schornstein der Gastherme (Verschattung minimal, nur 0,3% Ertragsminderung). Oben auf dem First wurde nach der PV-Anlage ist ein Blitzschutz mit langen Fangstangen installiert, die die Blitze von der PV-Anlage wegziehen sollen. Vom Blitzableiter muß man 0,5m Abstand halten unter dem Dach. Aber was gilt unter der PV-Anlage und am Schornstein der Gastherme (Metall)? Ist dort weniger zulässig? Man könnte nun meinen, wenn der Blitz in den Schornstein einschlagen würde (was er wegen der Fangstangen nicht dürfte, aber nehmen wir mal an, der Blitzableiter wäre trotz regelmäßiger Wartung defekt), würde dann die Leitungsführung wie auf dem Foto ein Risiko darstellen? Oder kann man sagen, wenn der Blitz in den Schornstein einschlägt, geht er ohnehin in die Gastherme und über die dortige Elektronik ins Netz? Und dann wäre ja noch das Problem von Überspannungen, die auch ohne direkten Blitzschlag in den Stromleitungen induziert werden können und Schäden anrichten?
     

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  3. #2 Dipol, 08.11.2020
    Zuletzt bearbeitet: 08.11.2020
    Dipol

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    Die 0,5 m sind ein hartnäckiges Gerücht, das durch noch so häufige Wiederholungen nicht normkonformer wird.

    Die äquivalenten Trennungsabstände sind nach DIN EN 62305-3 (VDE 0185-305-3) zu berechnen und deutlich komplexer als irgendwelche Fixwerte. Abhängig von den örtlichen Verhältnissen und auf wie viele Ableitungen sich Blitzströme am Bezugspunkt bereits aufgeteilt haben, kann auch mal weniger als 0,5 m Abstand ausreichend isolieren.
    Blitzschutz mit getrennten Fangeinrichtungen sollte möglichst sowohl die PV-Anlage einschließlich der DC-Leitungen als auch den metallischen Schornstein oder eine evtl. vorhanden Dachantenne in LPZ 0B stellen und gegen Direkteinschläge schützen. Wenn sich die Dachaufbauten
    1. in LPZ 0B der getrennten Fangeinrichtungen befinden und
    2. auch normkonforme Trennungsabstände einhalten,
    beschränkt sich das Restrisiko auf stromschwache LEMPs mit kleinen Blitzkugelradien.

    Erfahrungsgemäß kommt es aber bei nachträglichen Installationen von PV-Anlagen durch Eigenleister wie auch blitzschutzunkundige Solarteure sehr häufig zu Näherungen gegen bereits bestehende Blitzschutzsysteme. In solchen Fällen muss die PV-Anlage (durch eine BSFK!) mit dem LPS nach Klasse H = 100 kA blitzstromtragfähig verbunden werden und als Mindestquerschnitt für den Funktionspotenzialausgleichsleiter, welcher möglichst abstandlos mit den DC-Leitungen verlegt werden muss, sind dann nicht mehr nur 6 sondern 16 mm² Cu gefordert.

    Gegen mit Blitzschutzsystemen verbundene metallische Teile sind die gleichen Trennungsabstände wie gegen LPS selbst einzuhalten.

    Gegenfragen:
    • Zeitpunkt der Errichtung des Blitzschutzsystems?
    • Von wann ist der letzte Prüfbericht?
    • Wann wurde die PV-Anlage instaliert?
    • Normkonformer Überspannungsschutz für Energie- und TK-Leitungen von Anfang an vorhanden bzw. wurde bei PV-Montage durch eine konzessionierte Elektrofachkraft nachgerüstet?
    • Querschnitt des PA-Leiters von den Modulrahmen zur HES?
    Wenn es zu einem objektiv seltenen Direkteinschlag kommt, nehmen Blitzströme jeden sich anbietenden Weg über Äußeren Blitzschutz, Stahlkamine, PV-Anlagen oder Dachantennen an.
     
  4. #3 Blitzmerker, 08.11.2020
    Zuletzt bearbeitet: 08.11.2020
    Blitzmerker

    Blitzmerker Schlitzeklopfer

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    Vielen Dank. Das ist ja eine komplexe Sache. Also der Blitzschutz wurde nach der PV-Anlage installiert inkl. aller Abstände (0,36m Luft steht im Protokoll, tatsächlich 0,4m und wurde alles letztes Jahr geprüft. Da sollte alles passen. Nur das aufgerollte Stromkabel auf dem Spitzboden habe ich jetzt nachträglich aus der Dämmung geholt und eine Steckdose und Licht installiert. Lampe ist jetzt eine Stehlampe auf dem Fußboden, da ich mir nicht sicher war wegen dem Abstand zur Dachaußenhaut.

    Mir geht es eigentlich nur um die Kabelführung neben dem Schornstein der Gastherme. Ist die nun kritisch oder nicht? LPZ 0B ist alles, was am Blitzableiter angeschlossen ist? Der Schornstein ist da wie die gesamte PV-Anlage nicht mit dran. Dafür sind die Fangstangen da. Erdungskabel messe ich 7mm Außendurchmesser mit Isolation, könnte 16mm² sein? Komme leider nicht an Klemmstelle ran. P-HMS280 sind auch noch verbaut...
     
  5. #4 Dipol, 09.11.2020
    Zuletzt bearbeitet: 09.11.2020
    Dipol

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    Nein!

    LPZ 0B ist der Bereich, welcher nach Blitzkugel- und dem daran angelehnten Schutzwinkelverfahren durch getrennte Fangeinrichtungen abgedeckt ist. Der ergibt sich nicht nur durch Fangstangen sondern auch unterhalb von Fangleitungen.

    Damit LPZ 0B wirken kann, ist als zweite Bedingung erforderlich, dass auch die Trennungsabstände nach IEC 62305-3 eingehalten werden. Wo wegen zu geringer TA Lichtbögen überspringen können werden Blitzströme eingekoppelt und wo Direktverbindungen vorhanden sind sowieso.

    Gegen Bauteile, die sich in LPZ 0B befinden, sind normativ keine Trennungsabstände einzuhalten. Blitzschutz muss wirtschaftlich sein und ist daher nie 100%tig. Wenn das Blitzschutzsystem einschließlich Innerem Blitzschutzpotenzialausgleich mit ÜSE korrekt nach Reihe IEC 62305 für BSK 3 ausgeführt wurde, ist das Gebäude gegen Blitze von 10,1 bis 100 kA bestmöglich nach dem Stand der Technik geschützt und nur stromschwächere LEMPS < 45 m Blitzkugelradius könnten noch durchdringen.

    Folie4.JPG

    Blitzkugel- und Schutzwinkelverfahren sind nicht deckungsgleich, im oberen Teil ist der Bereich nach Blitzkugelverfahren sicherer, im unteren nach Schutzwinkelverfahren.

    Wenn mit Erdungskabel der Funktionspotenzialausgleichsleiter (darf übrigens nicht grün-gelb sein und ist eng mit den DC-Leitungen zu verlegen) für die PV-Module in LPZ 0B gemeint ist, wären 16 mm² Cu eine zulässige Überdimensionierung des Mindestquerschnits von 6 mm² Cu.

    Wenn damit aber isolierte Ableitungen gemeint sind: Die müssen wie Fangleitungen 8 mm Drahtdurchmesser bzw. 50 mm² Querschnitt aufweisen. An Erdungsleiter aus 16 mm², wie sie für u. a. Antennenerdungen vorgeschrieben sind und die per se auch seltene Monster-LEMPs > 200 kA ableiten könnten, kann man zwar Antennenrohre aber keine schlanken Fangstangen nach Prüfnorm blitzstromtragfähig nach Klasse H = 100 kA anschließen, weil die Kontaktfläche zu klein ist.
     
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