Überspannungsschutz, Potentialausgleich nachrüsten

Diskutiere Überspannungsschutz, Potentialausgleich nachrüsten im Blitzschutz, Erdung, Potentialausgleich Forum im Bereich ELEKTROINSTALLATION; Hallo Forengemeinde, ich lebe in einem Altbau in dem E-Technisch nichts gemacht worden ist. Nun sind wir dabei ein Zimmer zu renovieren in dem...

  1. #1 MegaHertz, 09.11.2018
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    Hallo Forengemeinde,

    ich lebe in einem Altbau in dem E-Technisch nichts gemacht worden ist. Nun sind wir dabei ein Zimmer zu renovieren in dem auch die Elektroinstallation ersetzt werden soll. Bei dieser Angelegenheit wollen wir auch den Potentialausgleich nachrüsten lassen, sowie den inneren Blitzschutz a.k.a Überspannungsschutz. Soweit so gut. Nun haben wir vom Eli ein Angebot eingeholt - vorgeschlagen wird als Erder ein Kreuzerder. Nun meine Frage ich habe an diversen Stellen gelesen, dass man für den Blitzschutz mindestens einen Tiefenerder aus V4A mit 2,5 m Länge in 0,5m Kopftiefe versenken soll - außerhalb des Hauses versteht sich. Der Eli ist der Meinung das 1,5 m im inneren des Hauses reichen. Auf dem Dach befinden sich auch Antennen (TV und geplant Afu), die in die Erdung mit einbezogen werden müssten. Vom Netzbetreiber kommt ein TN-C, welches im HAK in TN-C-S übergeht. Nun meine Frage: Welchen Erder soll man jetzt ins Erdreich eintreiben? Ich bin der Meinung, dass man außerhalb des Hauses einen 2,5 m Tiefenerder in 0,5 m Kopftiefe versenken soll, da der Erder blitzstromtragfähig sein muss und nicht nur der Stützung des PEN des Netzversorgers dient.

    Was sagt ihr dazu?

    Bitte nicht hauen - ich bin neu hier und habe die SuFu bemüht, aber nichts speziell zum inneren Blitzschutz gefunden, deswegen der Fred.
    Ich bin zwar keine EFK, aber auch nicht fachfremd.

    Mit freundlichen Grüßen
    MegaHertz
     
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  3. #2 Dipol, 10.11.2018
    Zuletzt bearbeitet: 19.11.2018
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    Hallo und Willkommen im Forum!
    Seit 1994 sind bei erdungspflichtigen Dachantennen für Tiefenerder 1 x 2,5 m oder 2 x 1,5 m Mindestlängen in 2fachem Abstand der Erderlänge (besser Eintreibtiefe) gefordert und seit Angleichung an die Blitzschutznorm müssen die Köpfe senkrecht oder schräg eingetriebener Tiefenerder dieser Mindestlängen explizit um 0,5 m unter Grund versenkt sein. Will man über Grund anschließen, müssen die Erder entsprechend länger sein.

    Die Erder dürfen sowohl im Garten außerhalb aufgefüllter Arbeitsräume mit 1 m Wandbstand wie auch innen durch den Kellerboden eingetrieben werden. Übliche Raumhöhen lassen einteilige 2,5 m lange Kreuzerder nicht zu und ich halte auch das Einprügeln kürzerer Exemplare mit Vorschlaghammer für unzeitgemäße Stümperei.

    Bei vor 2007-09 fertigstellten Bauten sind bedingt noch feuerverzinkte Erder normkonform, aber mehrteilige dauerhaft korrosionsbeständige NIRO-Erdspieße, Werkstoffnummen 1.4571 oder gleichwertig (V4A), die mit Vibrationshammer meist im Nu versenkt sind, die zweifelsfrei sinnvollere und professionellere Alternative.

    In Abweichung internationaler Gepflogenheiten ist die nationale DIN VDE 0855-300:2008-08 für Funksende-/empfangsantennen primär für Mobilfunkantennen aber auch CB-Funk-, Afu- und bidirektionale VSAT-Antennen zuständig. Die Kopfversenkung ist in diesem Normenoldie derzeit noch nicht erwähnt, wird aber voraussichtlich in die nächste Ausgabe einfließen. Es wurde beantragt, dass CB-Funk, Afu- und VSAT-Antennen - wie international üblich - auch mit den geringeren Erdungs- und PA-Leiterquerschnitten der IEC 60728-11, deutsche Klassifikation DIN EN 60728-11 (VDE 0855-1), ausgeführt werden dürfen und dem hat das zuständige Normengremium im Beisein eines DARC-Offiziellen auch unlängst zugestimmt. Die neue Norm könnte evtl. 2019 in Kraft treten.

    Die Binsenweisheit, dass eine Kette nur so stark wie das schwächste Glied ist, wird im Antennenbau von fachfremden Laien, OMs und selbst konzessionierten Elektrofachkräften, die noch vertragstreu ein VDE-Auswahlabo vorweisen können, gleichermaßen ignoriert und zumeist Verbinder und PAS/HES verwendet, die nur für Starkstrom-PA konzipiert wurden und bei denen fraglich ist ob sie auch nur Blitzströme nach Klasse N mit 50 kA überstehen.

    Bei weniger als drei Ableitungen von Blitzschutzanlagen oder gewöhnlich einem Erdungsleiter für erdungspflichtige Aantennen müssen Verbinder und HES für 100 kA blitzstromtragfähig sein. Zur Problematik der Blitzstromtragfähigkeit von PAS/HES für 16 mm² Cu siehe meinen noch druckfrischen Beitrag # 8 im Thema nebenan.

    In Folge der DEHN Praxislösung für Antennenerdung und PA auf Gebäuden ohne Blitzschutzsystem sind auf der Homepage neue Bauteile für Antennenerdungen angekündigt. Wieder mit heißer Nadel gestrickt, weshalb die Erderlängen erneut zu kurz angegeben sind. Entscheidend ist aber, dass die im Januar lieferbaren neuen Verbinder es erstmals ermöglichen 16 mm² Cu sowohl an Kreuzerder wie auch NIRO-Erdspieße sogar unter Grund korrosionsverträglich und normkonform nach Klasse H anzuschließen.

    EDIT: Tippfehler in der Normenbezeichnung von DIN VDE 0855-300:2008-08 berichtigt.
     
  4. #3 MegaHertz, 11.11.2018
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    Hallo Dipol,

    vielen Dank für deine wirklich ausführliche Antwort!

    Genau so war mir das auch bekannt.

    Genau darüber habe ich mir den Kopf zerbrochen. Das Haus ist weit vor 2007 errichtet worden.
    Ich dachte bis jetzt, dass Kreuzerder nur der PEN-Stützung im TN-C dienen und nicht blitzstromtragfähig sind.
    Des weiteren habe ich auch gelesen, dass der nur fürs gute Gewissen zuständig ist und man ihm beim weggammeln zusehen kann.
    Aus diesem Grund habe ich auch einen Tiefenerder vorgeschlagen. Mir wäre es wesentlich lieber, wenn man einfach ein mal 2,5m aus V4A in dem Vorgarten versenkt - den Blitzstrom möchte nicht unbedingt unmittelbar im inneren des Hauses haben.
    Wie siehst du das? - Wie wesentlich ist es, ob der Erder im Inneren oder außerhalb des Hauses ist? Geplant ist (im Moment) nur Überspannungsschutz und PA.

    Im Moment befinden sich auf dem Dach nur DVB-T Antennen, keine Parabolantennen (die sind an der Fassade im blitzschutzgeschützten Bereich).
    Afu ist momentan noch nicht vorhanden, wird aber definitiv folgen.

    Mit freundlichen Grüßen
    MegaHertz
     
  5. #4 Dipol, 11.11.2018
    Zuletzt bearbeitet: 11.11.2018
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    Der PEN des VNB darf nach TAB keinesfalls als Antennenerder missbraucht werden.

    Im Falle eines Direkteinschlags ins Haus bleiben aber ohne SPDs auch bei sehr niederimpedanter Erdungsanlage weder der PEN, noch Außenleiter oder TK-Leitungen von Teilblitzströmen verschont. Da hat die Nachbarschaft auch was davon. Da miittelbare Überspannungsschäden weit mehr Schäden als die Direkteinschläge anrichten, ist ein lückenloser (Blitz-)Schutzpotenzialausgleich mit Überspannungsschutz noch wichtiger.
    Ganz so nutzlos ist normkonforme Feuerverzinkung nicht, die schützt im Erdreich immerhin besser als V2A.

    Wie stark die Korrosion fortschreitet hängt von den individuellen Bodenverhältnissen ab. Der Korrosionszustand kann nur optisch durch Freigraben oder Ausziehen geprüft werden, was nur äußerst selten gemacht wird.
    Blitze bereits vor dem Haus abzufangen und außen abzuleiten ist überaus sinnvoll, wohl dem der keine Freileitungseinspeisung hat!

    Die Vermeidung von Näherungen ist für die Führung blitzstromtragfähiger Erdungsleiter relevanter als die Erderposition, denn dort beginnt der Trennungsabstand mit Null. Wenn man sich vernünftigerweise für dauerhaft korrosionsbeständige NIRO-Erdspieße entscheidet, dann entweder für einen ungekürzten 1 + 2 = 3 m-Spieß oder bis zu 9 m Länge, die nach Blitzschutznorm mal obligatorisch waren aber nur noch eine Empfehlung sind.

    Je weiter HES innen angebracht sind, umso sinnvoller werden Außenerder. Bei HES in der Nähe der Erdungsleitung kann man den auch dort setzen.
    Hoppla, wieso denn nur?

    Ob auf Dächern Antennen für DVB-T oder Sat.-Empfang montiert sind, macht doch keinen Unterschied. Hier muss einmal mehr St. Florian den unterlassenen Erdungsleiter aus min. 16 mm² Cu, 25 mm Al oder 50 mm² Blitzableiterdraht und Klasse H = 100 kA geprüften Verbindern sowie dem überfälligen Erder "ausgleichen". Meine Skepsis bezüglich der Schutzwirkung von Fassaden kann ich in dem Fall für mich behalten.
     
  6. gert

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    Was ist das denn?

    Gruß Gert
     
  7. #6 MegaHertz, 11.11.2018
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    Da hab ich mich wohl unverständlich ausgedrückt - tut mir leid. Den PEN wollte ich keinesfalls als Antennenerder missbrauchen.
    Wenn ich es richtig verstanden habe, sorgt der VNB in einem TN-C Netz für den notwendig niederimpedanten PEN. Folglich dient der Erder, wenn keine SPD´s vorhanden sind, nur der Stützung des PEN´s?

    Das ist definitiv einleuchtend. Damit hätte ich auch alle Fragen, die ich zum Thema Blitzschutz hätte abgeklärt.
    Das "nur" bezog sich darauf, dass man als Funkamateur meist mehr als nur DVB-T Antennen auf dem Dach hat, wenn man den Platz hat.
    Das jegliche Art Antenne in den Blitzschutz mit einbezogen werden muss, ist klar.

    Mit freundlichen Grüßen
    MegaHertz
     
  8. #7 Dipol, 12.11.2018
    Zuletzt bearbeitet: 12.11.2018
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    Das ist das Patentrezept von @bigdie, der schwört darauf.

    Ich hingegen übernehme bei diesem Thema seinen Dauerpart als Normenzweifler und glaube als blitzschutzkundiger RFT erst dann an die in IEC 60728-11 und DIN VDE 0855-300 als sicher definierten Fassadenbereiche, wenn das ein Hochspannungslabor belegt hat.

    Nachdem ich mir gezwungenermaßen die ganze Nacht um die Ohren hauen musste: Allerseits einen Morgen, ich mache erst mal eine Runde Matratzenhorchdienst.
     
  9. #8 Mosel Heini, 31.01.2020
    Zuletzt bearbeitet: 01.02.2020
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    @ Dipol,
    grabe das Thema noch einmal aus da mir geraten wurde mich an Dich zu halten.
    Aktuelle Lage: Altes Haus Bj so um 1900. TN-C Dacheinspeisung. In zukunft (erichtungsphase) TN-C-S.
    SLS und Dehn 900395 wird verbaut. Das Haus hat weder Fundamenterder noch Tiefenerder. Die alte Wasserleitung wurde vor ca 20J dafür mal genuzt. Neue Letung Kunststoff. Neue Wasserleitungen im Haus= Kunststoffverbundrohr. Also eigentlich gibt es hier nichts zu Erden.
    Frage: Muss der Dehn 900395 überspannungsschutz einen Erder also HES zwingend haben? Wenn ja bin ich gezwungen einen V4a Tiefenerder einzutreiben.
    Oder führt der Dehn die überspannung über den PE also ja letztendlich über den PEN des Netzes ab. Bei Blitzschutz also Dehn 900398 ist mir bekannt das ein Erder zwingend ist.
    Danke.
     
  10. #9 MegaHertz, 01.02.2020
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    Es steht hier beschrieben:
    dehn.de/de/faqs-din-vde-0100-443-534-712

    Frage 9
     
    Mosel Heini gefällt das.
  11. #10 Mosel Heini, 01.02.2020
    Mosel Heini

    Mosel Heini Strippenstrolch

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    Vielen dank Megahertz.
    Die Seite war mal aussagekräftig.

    Frage 9: Ist für die Funktion des Überspannungsschutzes nach DIN VDE 0100-443 eine Erdungsanlage (Fundamenterder oder Tiefenerder) notwendig ?
    Wird Überspannungsschutz nach DIN VDE 0100-443 ohne Blitzschutzsystem nach DIN EN 62305-3 in einem Gebäude ohne eine bestehende Erdungsanlage (Altbauten, Bestandsgebäude) installiert, dann muss nicht zwingend nachträglich eine Erdungsanlage errichtet werden. Der Überspannungsschutz dient in diesem Fall ausschließlich zum Schutz bei Überspannungen, die über das Stromversorgungsnetz in die betreffende Anlage übertragen werden. Dieser Überspannungsschutz stellt den notwendigen Potentialausgleich zur Einhaltung der Isolationskoordination in der Kundenanlage sicher. Eine elektrische Anlage ohne Erdungsanlage (egal ob Altbau oder Bestandsgebäude) ist - unabhängig davon ob Überspannungsschutz installiert ist oder nicht - nur bei Gebäuden zulässig, die mit einem Niederspannungssystem welches als TN-C - oder TN-C-S – System ausgestattet sind.

    Als Mindestmaßnahme im Nachrüstfall sollte nach DIN VDE 0855-1:2011-06 ein Tiefenerder mit einer Länge von mindestens 2,5 m eingesetzt werden. Dieser ist dann über eine Haupterdungsschiene mit den Blitzstrom-Ableiter zu verbinden.

    Unter folgenden Link haben wir die Details für die Nachrüstung als Mindestanforderung genauer beschrieben:

    Eine Verpflichtung zur Errichtung von Überspannungsschutz nach DIN VDE 0100-443:2016-10 und DIN VDE 0100-534:2016-10 besteht nur dann, wenn Änderungen oder Erweiterungen der vorhandenen elektrischen Anlagen vorgenommen werden, die den Bestandsschutz (siehe Frage 6) aufheben.


    Ich werde trotzdem einen V4A Tiefenerder setzen.
     
Thema:

Überspannungsschutz, Potentialausgleich nachrüsten

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