Leitungen hinter Stuckleiste

Ich bin eigentlich auch dafür, dass man die Kirche im Dorf lassen sollte, aber wenn man auf der sicheren Seite sein will und alle erdenklichen und sehr unwahrscheinlichen Fälle abdecken will, dann haben die Angaben bei Einhaltung eines Sicherheitspuffers wahrscheinlich ihre Berechtigung. Z.B. könnte mal ein Gerät defekt sein und dann dauerhaft einen wesentlich höheren Strom ziehen, als es das normalerweise macht. Bei einem Geschirrspüler reicht ein defektes Programmschaltwerk, evtl. in Verbindung mit defektem Bimetall. Da die Leitungen zu Steckdosen führen, muss man auch den Fall berücksichtigen, dass die Benutzer mit Verteilern wesentlich mehr anschließen. Ich kenne da zwei Spezis in meinem Bekanntenkreis, die da überhaupt keine Hemmungen haben. Solange der Sicherung hält, juckt die das nicht.

Man muss bei dem Thema meiner Meinung nach auch die möglichen Folgen berücksichtigen. Hat man Leitungen im Putz oder in einer Mauer liegen, ist das alles eher wurscht. Das Material leitet viel Wärme ab und selbst ein dauerhaft überlastete Leitung geht höchsten kaputt, richtet aber idR keinen großen Schaden an. Liegen die Leitungen aber an brennbarem Material, also z.B. in einer gedämmten Wand oder eben auch in einem Kabelkanal, dann besteht bei einem Defekt Lebensgefahr.

Der Wärmeleitwiderstand im Eckkanal, bzw. hinter einer Stuckleiste dürfte ziemlich hoch sein. Zwischen den Leitungen und der Wand liegt überwiegend Luft. Konvektion gibt es wegen des Kanals kaum.

 

Die Stuckleiste/Eckkanal würde ich auch als Verlegeart B2 ansehen. Bei einer Leitung gingen 16A, aber bei 2 Leitungen geht das gemäß Tabellen nicht mehr.
Ich sehe es auch so, dass es extrem unwahrscheinlich ist, dass etwas passiert, wenn man im konkreten Fall 1,5mm²nehmen würde. Sehe ich das richtig, dass ihr die dünnere Strippe verlegen würdet? 2,5mm² kostet kaum mehr. Das Einzige, was dagegen spricht, ist mMn. dass man mehr Platz braucht. Dafür wäre man aber auf der ganz sicheren Seiten und selbst wenn mal jemand die ganze Etage darüber beheizt, was ja offensichtlich auch mal vorkommt :-), dann kann einem keiner vor die Karre pinkeln.

 

Kurze Rückmeldung:
Im konkreten Fall hat ein Bekannter meines Bekannten, der angeblich vom Fach ist, dazu geraten, keine neuen Leitungen von der UV in die Küche zu legen. Soweit ich es verstanden habe, haben die die Steckdose für einen neuen Einphasen-Durchlauferhitzer von der Herdsteckdose abgezweigt.
Den autarken Backofen, die Kaffeemaschine, die Mikrowelle und den Toaster haben die an den Stromkreis gehängt, über den der Rest der Küche läuft. Lediglich die SpüMa hat noch eine eigene Sicherung.

Für meinen Bekannten war das so nun weit weniger aufwendig. Ich hatte ihm zum Nachrüsten eines RCDs und 3 neuen Leitungen geraten, was wegen des Umbaus afaik vorgeschrieben wäre.
Ich bin gespannt, ob der Durchlauferhitzer und das Induktionskochfeld die Sicherung reißen. Wenn man es ungünstig anschließt, dürfte die 16A-Sicherung das nicht halten können.

 

Wenn das Kochfeld die 7,4 KW halbwegs gleichmäßig aus allen Phasen zieht, dann würde der Stromkreis mit dem DLE mit bis zu 1,65 * In belastet werden. Wenn ich so eine Konstruktion hier hätte, würde die genau auf Heilig Abend Ärger machen :-)

Einen Klein-DLE habe ich noch nie verwendet. Die wenigen Male, die ich ein Untertischgerät benutzt habe, fand ich ziemlich bescheiden. Richtig prickelnd ist keine der beiden Lösungen.